Reinigen von Münzen

Durch das Reinigen sollen das ursprünglichen Aussehen einer Münze so weit wie möglich wiederhergestellt werden – da das Reinigen selbst allerdings oft mechanisch erfolgt und die Münze mit chemischen Stoffen in Kontakt kommt, sei vorab schon gesagt, dass ein Reinigen nicht immer sinnvoll ist und Nutzen und Risiko gegeneinander abgewogen werden müssen. An dieser Stelle sei außerdem gesagt, dass der Erhaltungsgrad durch das Reinigen natürlich ebenfalls nicht verbessert werden kann. Allerdings kann der tatsächliche Erhaltungsgrad einer Münze durch das Entfernen von Schmutz und Korrosion oft erst ans Tageslicht gebracht werden – wenn man es denn richtig macht. Schwere Abnutzungserscheinungen wie Kratzer und Schrammen können jedoch auch mit der besten Reinigungsmethode nicht rückgängig gemacht werden oder schlimmstenfalls durch das Reinigen erst entstehen.

Viele unter Sammlern durch Mundpropaganda oder im Internet weitergetragenen Ratschläge können mitunter sehr hilfreich sein, besonders wenn sie von erfahreneren Sammlern stammen. Einige dieser Ratschläge können Münzen jedoch auch mehr schaden als nützen. Es ist daher unbedingt nötig, sich ein Grundwissen über die gängigsten Münzmetalle bzw. das zu reinigende Münzmetall anzueignen, um entscheiden zu können, wann und in welcher Form eine Reinigung Sinn macht.

Bei antiken Münzen sollte die Patina auf keinen Fall entfernt werden. Über die Jahrhunderte kann zum Beispiel eine sogenannte Regenbogenpatina entstanden sein, die von Sammlern sehr geschätzt wird. Daher ist eine Patina hier eher als Zeitzeugnis anzusehen. Mitunter haben solche "der Geschichte bereinigten" Münzen ungewollt schon deutlich an Wert verloren.

Darum gilt immer: Vor dem Reinigen abwägen, ob das Reinigen den Wert der Münze steigert oder ggf. zu einer Wertminderung führen kann. Nicht immer kann dies genau abgegrenzt werden, daher sollte man zuvor - sofern vorhanden - mit weniger seltenen Münzen Erfahrungen gesammelt werden. Zwischen folgenden Reinigungsarten wird unterschieden:

  • Chemische Reinigungsmethoden
  • Mechanische Reinigungsmethoden
  • trockene Behandlung
  • nasse Behandlung

Grundbehandlung

Als ungefährliche Grundbehandlung können Münzen grundsätzlich in einem Seifenbad behandelt werden. Auch gewöhnliche Spülmittel sind ohne Probleme einsetzbar. Durch Soda kann die Reinigungswirkung noch verstärkt werden. Das Einlegen mehrerer Münzen in einem Bad sollte eher vermieden werden, um wechselseitige Reaktionen  und Kratzer zu vermeiden. Auch Putzen und übermäßiges Reiben ist zu unterlassen, da es unschöne und irreversible Kratzer verursachen kann. Reibt oder poliert man an einer Stelle stark, sehen die behandelte und unbehandelten Flächen unterschiedlich aus, was sehr unschön aussieht. Wer – um dies zu vermeiden – die ganze Münze stärker abreibt, muss mit einem matten, stumpfen und unnatürlichen Ergebnis rechnen. Dies gilt auch für den übermäßigen Gebrauch von Putztüchern – auch speziellen Silber-Putztüchern. Für Silber kann bei stärkerer Verschmutzung, wenn ohnehin nicht mehr viel zu retten ist, auch eine Zahnbürste mit weichen Borsten verwendet werden.

Chemische Reinigungsmethoden

Bei der chemischen Münzreinigung sollen Verunreinigungen und chemische Verbindungen auf der Oberfläche der Münze gelöst werden. Es ist darauf zu achten, dass ausschließlich Chemikalien eingesetzt werden, die nur die Ablagerungen angreifen und nicht das Münzmetall selbst. In der Regel greifen chemische Methoden zur Münzpflege die Münze aber deutlich weniger an, als beispielsweise die mechanische Einwirkung. Sie sollten jedoch bei der Pflege ihrer Münzen nicht ohne Vorkenntnis auf Haushaltschemie oder gar Autopflegemittel zurückgreifen, auch wenn diese mit ihren angepriesenen Anwendungsgebieten für Chrom, Eisen, Aluminium oder Silber scheinbar nützlich erscheinen. Im Zweifel sollten vorab Tests an Münzen mit geringem Wert durchgeführt werden.

Reinigung von Münzen aus Silber- oder Silberlegierungen

Silber reagiert mit Schwefelverbindungen, die sich in Form von Schwefeldioxid und Schwefelwasserstoff in der Luft befinden. Dies führt zu der bekannten Eigenschaft des Anlaufens von Silber. Während diese Patina wie bereits erwähnt vor allem bei älteren Münzen durchaus gewünscht sein kann, ist sie bei Sammlern moderner Numismatik oder bei hochwertigen Ausgaben und Sammlermünzen in "Polierter Platte"-Qualität in jedem Fall Grund zur Beanstandung und trübt die Sammlerfreude.

In einer verdünnten 10 - 20%igen Natronlauge können Schmutzablagerungen entfernt werden, wobei die oft erwünschte Patina weitgehend erhalten bleibt. Die Lauge kann teilweise auch fertig gemischt erworben werden oder man mischt sie mittels Natriumhydroxid (Ätznatron) selbst an. Im Laugenbad können die Münzen dann für einige Stunden liegen und werden danach gründlich unter warmem, fließendem Wasser abgespült. Das leichte, vorsichtige Abreiben mit Natron nach dem Bad reinigt die Münze sanft, ohne die Patina zu verändern.

In den nachfolgenden Verfahren löst sich nun mit etwas Glück und Geduld auch die Patina: Legen Sie die Silbermünze in ein Bad mit Zitronensäure (alternativ 10%ige Essigsäure). Anschließend folgt eine Behandlung mit Natron mittlerer Körnung (Natriumbicarbonat, wird auch als Backpulver verwendet und ist hervorragendes Reinigungsmittel). Danach sollte, wie nach jedem Bad, die Münze gründlich mit fließend warmem Wasser abgespült werden. Das Verfahren kann mehrmals hintereinander angewandt werden, bis die gewünschte Wirkung eintritt. Der mehrmalige Wechsel von Natron zur Zitronensäure verstärkt den Effekt. Natron ist in der Apotheke erhältlich.

Eine weitere Methode, jedoch bei Münzen durch die andere Art der Verschmutzung weniger effektive, ist unter Besteck beschrieben. Sie funktioniert mit einer Kochsalzlösung und Alufolie. Die schwärzliche Patina lässt sich dadurch oftmals sehr gut entfernen.

Häufig werden auch im Handel spezielle Münzbäder angeboten. Über die Qualität lässt sich verallgemeinert keine Aussage treffen. Auch hier gilt: Experimentieren und mit weniger wertvollen Münzen testen.

Folgende Werkzeuge sollten auf KEINEN FALL bzw. nur in bestimmten Ausnahmefällen und mit größter Vorsicht verwendet werden, da sie den Wert der Münze erheblich mindern können:

  • Stahlwolle
  • harte Zahnbürsten bei Feinsilber
  • Metallbürsten
  • Sandpapier

So trocknen Sie Ihre Münzen richtig

Eine gründliche Trocknung ist nach der Behandlung mit Bädern erforderlich. Selbst wenn Münzen nur noch kleinste Mengen bestimmter Chemikalien anhaften, kann sich dies bereits negativ auswirken.

Durch hartes Leitungswasser können bedingt durch die Kalkhaltigkeit schnell Flecken entstehen, wenn man die Münze nicht vorher vorsichtig abtupft. Besonders dann, wenn zwischen den Arbeitsgängen zu viel Zeit vergeht. Münzen sollten nicht mit einem Taschentuch trocken gerieben werden. Die bessere Vorgehensweise ist, wenn Sie stattdessen die Münze an den Rändern halten und kräftig ruckartig die Wassertropfen weggeschütteln. Danach legt man die Münzen auf Fließpapier (alternativ Papierhandtuch), welches die restliche Feuchtigkeit aufnimmt. Ältere abgenutzte Münzen dürfen mit einem alten Baumwolltuch vorsichtig abgetupft werden. Putzen oder reiben sollte wie gesagt grundsätzlich vermieden werden. Um Reste von Textilhilfsstoffen oder Stärke auszuschließen, sollten diese Tücher optimalerweise häufig gewaschen worden sein.

Entscheidend ist, dass man nach einer nassen Behandlung gleich trocknet, da sich sonst wieder Ablagerungen (insbesondere Kalk) bilden können. Eine gute Lösung stellt auch die Behandlung mit Alkohol in Form von Ethanol oder Propanol dar, weil Alkohol sehr schnell verdunstet. Nur vollständig getrocknete Münzen sollten wieder zurück in die Sammlung kommen – besonders wichtig natürlich auch bei Münzsammelalben.

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3 Kommentare
Hallo,
kann Wasser Münzen aus Silber oder z.B. Krügerrands schaden? Ich meine jetzt eingedrungenes Hochwasser im Schließfach.
Vielen Dank für eure Einschätzung
T. Krewer
Macht es Sinn, die edlen Silbermünzen neben Kupferstücke zu lagern oder sogar im Album ebenfalls Kupferscheiben zu legen.? Da kupfer nicht so edel wie Silber ist und schneller die umwelteinflüsse auf sich zieht.
Natriumbikanbotat gibt es nicht, es sollte wohl besser Natriumbikarbonat heißen.


[ Anmerkung der Redaktion: Vielen Dank für Ihren Hinweis, wurde korrigiert. ]