Hype oder echte Chance auf langfristige Wertsteigerung?

Seit Ende September 2011 ist das Drachenmotiv der zweiten Lunarserie der westaustralischen Prägestätte Perth Mint bei den Münzhändlern erhältlich. Bereits in den ersten Verkaufsstunden wurde deutlich, dass seitens der Investoren und Sammler eine extrem hohe Nachfrage zu erkennen war. Kleinere Kontingente des 1-oz-Drachen wurden sogar vor dem offiziellen Verkaufsstart angeboten und waren innerhalb von Minuten ausverkauft. Schon im Vorfeld machte sich die das große Interesse an der Serie in Forenbeiträgen und Anfragen bei den Händlern bemerkbar.

Während bei dem Drachen der ersten Lunar Serie der Verkaufspreis der 1-oz-Version noch recht nahe am Spotpreis erworben werden konnte, kristallisierte sich bei dem Drachen der zweiten Serie recht schnell heraus, dass durch das gewachsene Marktinteresse der Verkaufspreis deutlich höher ausfällt. Der Preis des 1-oz-Drachen kletterte innerhalb kürzester Zeit auf das Doppelte einer normalen Bullionmünze, wodurch sich sogar die ungewöhnliche Situation ergab, dass die auf 1-oz-Version teurer gehandelt wurde als die 2-oz-Version.

Doch warum ist das so? Ist der Run auf diese Münze tatsächlich rational begründbar oder liegt nur ein "Hype" vor, der nur kurzzeitig der Münze eine große Popularität gibt?

 

Was ist ein Hype?

In der Konsumforschung wird ein Hype als eine Phase einer meist künstlich übersteigerten Nachfrage nach einem ganz speziellen Produkt definiert. Diese Phase übersteigerter Nachfrage ist meist auch noch saisonal abhängig und ebbt dann wieder stark ab. Beispiele hierfür gibt es viele: in den letzten Jahren waren mit Lammfell gefütterte Winterstiefel aus Australien ("UGGs") bei Mädchen sehr en vogue und daher in der Wintersaison ein absoluter Renner, so dass ein konkreter Nachfrageüberhang bestand. Als die Saison vorbei war, trat eine Marktsättigung ein und es entstand ein Angebotsüberhang, so dass die Preise für dieses Produkt wieder schnell fielen. Aber auch bei modernen Smartphones sind Hypes gut zu sehen: Das neueste iPhone ist beispielsweise stets sehr begehrt und viele Konsumforscher sprechen gar vom "ultimativen Hype" bei Apples Spitzenprodukt, denn wenn der Markt gesättigt ist, geht auch der Hype wieder zu Ende und der Wert des Produktes sinkt damit wieder automatisch.

Münzen der Lunar Serie II in Gilded, Coloriert, BU (Brilliant Uncirculated), PP (Proof/Polierte Platte). Rechts: Wertseite mit Portrait Queen Elisabeth II.

Funktioniert der Markt bei Münzen auch so?

Wer sich mit Marketing auseinandersetzt, der dürfte erkennen, dass der Münzmarkt den gleichen Gesetzen folgt, wie der "reguläre" Markt mit normalen Konsumprodukten auch. Das Gesetz von Angebot und Nachfrage bleibt also auch beim Beispiel von Anlagemünzen gültig.

Allerdings ist die Ausgabe des Lunar II Drachen dann doch ein Sonderfall: Da ist zum Einen hervorzuheben, dass es sich bei der Ausgabe des Drachen um eine Münze aus einer ganzen Münzserie handelt, die sich über einen langen Zeitraum von 12 Jahren erstreckt. Insofern ist die Einzelausgabe des Drachen eine spezielle Münze von vielen. Zum anderen erfreut sich gerade das Motiv des Drachen großer Beliebtheit. Warum aber ausgerechnet der Drache weltweit so sehr beliebt ist, finden Sie im nächsten Absatz erklärt.

Der Drache in der chinesischen Mythologie

In Asien spielt der Drache (chinesisch: Lóng bzw. Schriftzeichen rechts) als mythische Figur eine große Rolle. Er steht für Macht, Stärke, Zeugungskraft und fruchtbaren Regen und ist das fünfte der zwölf Tiere des chinesischen Tierkreises. Auch war er Symbol für die Macht des chinesischen Kaisers, dessen Thron Drachenthron genannt wurde. Einer Sage nach verstehen sich die Chinesen als Abkömmlinge der Drachen, daher wird China umgangssprachlich auch noch "Drache" genannt.

In der jetzigen Zeit gilt der Drache im asiatischen Raum als Glückssymbol. Wird ein Kind im Zeichen des Drachen geboren, so soll es die Eigenschaften besitzen, die der Drache repräsentiert: Güte, Stärke, Gerechtigkeit und Intelligenz.

Ideale Voraussetzungen für eine sehr erfolgreiche Münzserie

Nachdem die erste Lunarserie der Perth Mint, die ursprünglich nur für den asiatischen Raum konzipiert war, auch in Europa und in den USA sehr erfolgreich war, wurde von der westaustralischen Prägestätte eine zweite Auflage der Lunarserie begonnen, die an den Erfolg der ersten Serie anknüpfen konnte. Diesmal wollte man auch dem Kunstgeschmack der europäischen Ästhetik Rechnung tragen, deshalb wurde u. a. das "Jahr der Ratte" in "Year of the mouse" umbenannt, wobei es ein "Jahr der Maus" im chinesischen Mondkalender freilich gar nicht gibt. Die Motive wurden nahezu fotorealistisch und weniger ornamentreich dargestellt, wie es bei der ersten Serie der Fall war.

Sehr gute preisliche Entwicklung der Lunar I Serie

Die Tatsache, dass Münzen der ersten Lunarserie auch heute noch sehr hohe Marktpreise erzielen, spricht eindeutig gegen den Einwand, dass es sich bei der Lunar Serie um einen "Lunar-Hype" handelt. Ein Hype im strengen Sinne ist ein kurzzeitiges Marktphänomen und nicht Dauerzustand, der über Jahre anhält, wie es bei der Lunar Serie der Fall zu sein scheint. Eine auf einen langen Zeitraum angelegte Münzserie erweckt stets das Interesse der Sammler, und ganz besonders natürlich, wenn es sich um eine Münzserie einer international renommierten Prägestätte wie die Perth Mint handelt. Somit waren die Voraussetzungen für eine sehr erfolgreiche zweite Lunar Serie bereits bei Abschluss der ersten Lunar Serie geschaffen worden.

Weltweite Nachfrage – strenge Limitierung

Die 1 Unzen Version des Lunar II Drachen war bereits im Vorfeld mehrfach überzeichnet worden, weshalb den Händlern nur ein begrenztes Kontingent zur zugeteilt werden konnte. Der Drache wurde bis zur, auf 300.000 Stück begrenzten Limitierung ausgeprägt - einer vergleichsweise kleinen Anzahl, wenn man bedenkt, dass die Auflage des China Panda zuletzt auf 6 Millionen erhöht wurde. Hierbei ist auch zu beachten, dass von dieser Menge nur ein Teil nach Europa zugeteilt wurde. Nach zuverlässigen Händleraussagen sind hohe Stückzahlen nach China (bzw. Asien) und USA geliefert wurden. Die vergleichsweise geringe Auflage war sicher einer der ausschlaggebendsten Punkte, der zu den explodierenden Preisen beim 1-Unzen-Drachen geführt hatte.

Wie von der Perth Mint angekündigt bleibt die Lunar Serie II streng limitiert und wie erwähnt ist der Drache bereits bis zum Limit ausgeprägt. Spätere Nachprägungen wie bei der Kookaburra-Serie sind also nicht zu erwarten, ebenso wenig ein Einbrechen der Marktpreise auf absehbare Zeit.

Alt versus Neu. Die 1 kg Drachen der Lunar I und Lunar II Serie im direkten Vergleich

Wie sieht die zukünftige Wertentwicklung aus?

Unabhängig vom derzeitigen Rohstoffboom und losgelöst von der Finanz- und Wirtschaftskrise betrachtet (Stand: Oktober 2011) ist eine große Mehrheit der Marktbeobachtern von einer anhaltend positiven Wertentwicklung des Lunar Drachen überzeugt. Münzhändler wurden insbesondere zum Verkaufsstart des Drachen mit Bestellungen überrannt und arbeiteten teils bis an ihre Kapazitätsgrenze an der Abarbeitung der eingegangenen Aufträge.

Prognosen, dass die enorm hohe Nachfrage für das ganze Prägejahr 2012 und darüber hinaus anhält, halten wir für durchaus realistisch, zumal wir uns in einer allgemeinen und weltumspannenden Krise des Finanzsystems befinden, in der Edelmetalle an sich schon als sehr gute Absicherung gegen Inflation fungieren.

Als Fazit bleibt festzuhalten: Der Run auf die aktuelle Drachenausgabe der Lunar II Serie ist weniger Hype, als tatsächliche und kontinuierlich gewachsene Nachfrage, wenngleich sicher der Nachfrage- und Preisanstieg beim Drachen als eines der wichtigsten - wenn nicht gar als das wichtigste Motiv anzusehen ist, eher als sprunghaft zu bezeichnen sind. Dessen ungeachtet teilen die überwiegende Zahl der Marktbeobachter die Ansicht, dass sich der Silber Lunar II Drache mittel- bis langfristig als eine lohnende Investition erweisen wird, auch wenn bereits ein Teil dieser positiven Wertentwicklung durch die erhöhten Händlerpreise kompensiert wurde.

Auflagezahlen der Lunar Serie

Alle bisherigen 5 Motive der Lunar-II-Serie wurden in der 1-Unzen-Version bis an das Limit von 300.000 Stück geprägt. Weitere Auflagezahlen der Serien Lunar I und II in Gold und Silber finden Sie hier:

Lunar Serie Auflage

 

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2 Kommentare
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