Die Silberspekulation der Gebrüder Hunt (1973 bis 1980)
Spekulationen der Ölmillionäre Nelson und Herbert Hunt lassen Silberpreis innerhalb von 7 Jahren von 1,50 US$ auf knapp über 50 US$ steigen
Nelson Bunker Hunt und sein jüngerer Bruder Herbert William Hunt sind als größte Silberspekulanten in die Geschichte eingegangen. Die amerikanische Familie hatte seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts bereits Millionen Dollar im Ölgeschäft gemacht, als die beiden Brüder auf die Idee kamen, in Silber zu investieren.
Angetrieben von der Überzeugung, dass Papiergeld keine Zukunft hat – die Inflation stieg rasant, der Vietnamkrieg und andere Krisen verunsicherten die Menschen nicht nur in den USA – kauften die Hunts nicht nur Ländereien, Immobilien, Rinderherden sondern auch Silber. In erster Linie physisches Silber.
Aufkäufe von Silbervorräten
Als die Hunts Anfang der 70er mit ihren Aufkäufen der Silbervorräte begannen, stieg der Preis von 1,50 Dollar innerhalb von drei Jahren auf 3 Dollar. 200.000 Unzen nannten sie damals ihr Eigen. 1974 waren es dann schon 55 Millionen Unzen Silber und der Preis pro Unze hatte sich nochmals verdoppelt, auf jetzt 6 Dollar.
1979 legten die Hunts nochmals nach und kauften – mit Unterstützung von arabischen Investoren und durch den Einsatz von Krediten – weitere 40 Millionen Unzen Silber. Der Preis stand nun bei 16 Dollar pro Unze. Als Sicherheit für die Kredite setzten sie ihre Silbermengen ein.
Das besondere an den Hunts war, dass sie neben dem Kauf von physischem Silber auch Termingeschäfte über den zukünftigen Kauf großer Mengen von Silber abschlossen und sich dieses Silber teilweise auch ausliefern ließen. Das Ergebnis war nicht nur ein steigender Preis wegen steigernder Nachfrage der Hunts, sondern auf der anderen Seite auch eine geringere Verfügbarkeit für die Wirtschaft, die das Metall auch industriell benötigte.
Von dem steigenden Preis wollten auch viele Privatleute profitieren und so verkauften sie ihren Familienschmuck, schmolzen Silber- münzen ein oder verscherbelten Omas Tafelsilber. Dies führte unter anderem dazu, dass die Hunts noch mehr Silber aufkaufen mussten, wollten sie den Preis weiter diktieren.
Zum Höhepunkt ihres Kaufrauschs Ende der 80er besaßen die Brüder rund 150 Millionen Unzen physisches Silber (rund 5000 Tonnen) sowie rund 200 Millionen Unzen an der Terminbörse COMEX. Dies entsprach zwei Drittel der US-Vorräte und 15 Prozent der weltweiten Silbervorräte. Das geschätze Vermögen der Hunts lag damals bei rund 13 Milliarden Dollar. Aus Angst, der Staat könnte ihren Silberbesitz konfiszieren – in den 40ern war ähnliches mit Gold passiert – brachten sie 1979 rund 40 Millionen Unzen in einer Nacht- und Nebelaktion in die Schweiz und füllten dort nahezu alle Tresore.
Jetzt reagierten Börsenaufsicht und COMEX: Es war Investoren nur noch erlaubt, Kontrakte von maximal 3 Millionen Unzen zu halten. Wer mehr besaß, musste bis Februar 1980 verkaufen. Außerdem mussten Investoren Sicherheiten für den Kauf von Silber hinterlegen.
Nelson Bunker Hunt war sich nach diesem restriktiven Eingriff der Börse sicher, dass Silber knapp wurde und kaufte weiter physische Silbervorräte auf, zumeist finanziert durch Kredite. Der Silberpreis stand nun bei 30 Dollar und stieg bis Ende Januar 1980 in der Spitze auf über 50 Dollar. Als letzte Aktion setzte die Börse den Handel mit dem Edelmetall aus und ließ nur noch Verkäufe zu. Mit dem Ergebnis, dass der Silberpreis sich auf eine Talfahrt begab. Mitte März betrug er weniger als 20 Dollar. Die Brüder Hunt fanden nun keine Unterstützer mehr für einen weiteren Aufkauf der Silbervorräte und standen durch den Wertverfall – den sie ja nach Auflagen der Börsenaufsicht finanziell absichern mussten – mit 1,5 Milliarden Dollar Schulden da. Am 27. März 1980, dem „Silver Thursday“, schloss der Silberpreis mit 10,80 Dollar, erholte sich am Tag danach aber wieder auf 12 Dollar.
Ihr physisches Silber hatten die Hunts mit einem Durchschnittspreis von rund 10 Dollar pro Unze gekauft, bei den Termingeschäften investierten sie jedoch rund 35 Dollar, sodass sich die Schulden letztendlich auf 1,5 Milliarden Dollar beliefen.
Um einen Zusammenbruch des Finanzmarktes zu verhindern und einen geordneten Ausstieg der Hunts aus dem Silbermarkt zu ermöglichen, stimmte US-Notenbankchef Paul Volcker zu, dass sich die Hunts 1,1 Milliarden Dollar von einem Bankenkonsortium leihen konnten, dafür aber mit ihrem gesamten Vermögen von rund 9 Millarden Dollar bürgen mussten.
Wenige Monate nach dem „Silver Thursday“ legte der Silberpreis nochmals kurz zu und stieg bis knapp unter 25 Dollar, fiel kurz darauf aber auf rund 5 Dollar, ging nochmals auf über 15 Dollar hoch, um sich ab Mitte der 80er bei circa 5 Dollar einzupendeln.
1988 wurden die Brüder wegen Verschwörung zur Preismanipulation verurteilt, was sie jedoch stets bestritten hatten. Nach Schadenersatzklagen meldeten sie im selben Jahr außerdem Privatinsolvenz an, hatten aber immer noch 90 Millionen Dollar Schulden.
Eine undurchsichtige Rolle bei der ganzen Affäre spielten auch diverse US-Finanzgrößen (unter anderem Mitglieder der COMEX), die sich nach den selbst veranlassten Regeländerungen an Spekulationen um einen sinkenden Kurs beteiligt hatten und an dem Zusammenbruch des Silbermarktes kräftig verdienten. Dafür spricht auch der zwischenzeitliche Anstieg des Kurses kurz nach dem Zusammenbruch der Hunt-Brüder.
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